SCHAUPLATZ DES ALLTÄGLICHEN Die neue Ortsmitte wird von einer großzügigen Platzfläche gestärkt, die frei vom befahrenen Verkehr eine Vielzahl an Bespielungsmöglichkeiten bietet. Die Positionierung des Amtshauses in Flucht mit dem östlichen Nachbargebäude erhöht beim überarbeiteten Projekt seine visuelle Präsenz und wird umso mehr seiner öffentlichen Bedeutung gerecht. Die Eingangsfassade ist parallel zur Kirche ausgerichtet und damit subtil zur Platzmitte hin gedreht. Diese Geste leitet auch stimmig in die Bäckergasse über, die hier an der Innenecke zum westlichen Nachbargebäude einmündet. Der Freiraum ist Bühne des Lebens, er lädt zum Flanieren ein. An die dörflichen Vierkanterstrukturen angelehnt, zeigt sich das Gemeindeamt als klarer Baukörper mit Innenhof. Es ist auf das vorhandene Gefüge abgestimmt und stellt mit seinen Fassaden und Fluchten eine Beziehung zur Nachbarschaft her. Nach Norden hin entsteht durch die überarbeitete Positionierung eine Freiluftarena mit großer bespielbarer Fläche, die in den öffentlichen Raum eingebunden ist und doch eine geschützte Atmosphäre bietet. Sie kann als Ergänzung zum Saal dienen. Zur eingehausten Tiefgaragenabfahrt hin ist sie abgeschlossen. Dörfliche Sequenzen aus Enge und Weite werden für das entstehende Ensemble aufgegriffen, sie werden zum Schauplatz des Alltäglichen.
LANDSCHAFT IM AMTSGEBÄUDE Gedanklich läuft die Topographie durchs Gemeindeamt. Eine großzügige Zugangsloggia vermag die transparente Schwelle zwischen Platz und Eingangshalle aufzulösen und stellt auch die Bibliothek zur Schau. Als angenehm schattiger Platz lädt der gedeckte Bereich zum zwanglosen Verweilen ein. Der erste Blick der Ankommenden fällt auf einen begrünten Innenhof und den davor situierten Empfang. Entlang des Hofes führt das Foyer entweder über eine breite Treppe direkt zu den Räumlichkeiten des Amtes oder weiter nach hinten zum großen Saal - stets von einem Stück Natur begleitet und leicht abfallend, um dem Saal mehr Raumhöhe zu schenken. Die Aufweitung des Foyers unmittelbar davor erlaubt zusätzliche Nutzungen bei Veranstaltungen. Der Saal selbst kann geteilt werden und öffnet sich nach Norden zu einer Terrasse, die über eine Stufenanlage wieder mit dem öffentlichen Raum verbunden ist. Die Stufen wirken im Sommer auch als Tribüne. Der Festsaal ist im Ort sichtbar.
GEBÄUDESTRUKTUR Die Büroräumlichkeiten sind in den oberen Geschossen ringförmig um den Innenhof organisiert. Vertikale Blickbeziehungen führen zu einer leichten Orientierbarkeit im Haus und bilden die Zusammengehörigkeit der Abteilungen ab. Der Senatssitzungsraum und der große Besprechungsraum in der obersten Etage sind als Boxen in den Hof gehängt. Dazwischen entsteht eine wettergeschützte Terrasse im Herzen des Amtsgebäudes. Treppe und Fahrstuhl sind so positioniert, dass man stets am Hof ankommt. Der hier breitere Gang dient auch als Wartebereich und stellt letztlich auch die Verbindung zur Musikschule her. Der Aufenthaltsraum für Mitarbeiter ist über den Hof belichtet und hat, solange die Musikschule nicht errichtet wird, auch eine zusätzliche Terrasse über dem Saal.
MUSIKSCHULE Die Musikschule fügt sich ins Volumen des Baukörpers, sie wird einfach auf den Saal aufgesetzt. Über das Foyer ist sie mit dem Ortsplatz verbunden, erhält aber auch eine direkte Eingangsloggia von der Bäckergasse aus. Die Unterrichtsund Aufenthaltsräume gruppieren sich um das schlanke Atrium, das auch im Inneren vom Tageslicht gestimmt wird.
GEMEINSAM GENUTZTE ALLGEMEINBEREICHE Der Haupteingang führt in das als Allgemeinfläche konzipierte Foyer, über das neutral sämtliche Geschosse per Treppe und Lift erreicht werden. Auch die Sanitäranlagen liegen hier angeschlossen und nutzen die Synergie. Die inneren Bereiche von Gemeindeamt, Saal, Bibliothek und Musikschule sind natürlich davon abtrennbar und damit auch brandschutztechnisch vom Fluchtstiegenhaus entkoppelt. Für die Empfehlung einer barrierefreien Erreichbarkeit des Nebeneinganges für die Musikschule gibt es die Möglichkeit einer Aufgangsrampe parallel zur Bäckergasse. Dies wird jedoch nur als Option dargestellt, da die Barrierefreiheit ohnedies über den Haupteingang gewährleistet wird. Da die Küche nun nicht mehr in der vergrößerten Fläche des Saales enthalten ist, wird sie als eigene Raumzone gemeinsam mit den öffentlichen Sanitäranlagen entlang der Ostfassade konzipiert. Dies ermöglicht eine externe Erschließung, aber auch eine thematische Weiterführung des Arkadenganges um den Innenhof, welcher sämtliche Nutzungen an das Foyer anbindet.
ANMUTUNG Die Aufnahme der Körnung integriert die neuen Gebäude im Ensemble des Ortes. Form und Prägnanz des höheren Baukörpers des Gemeindeamtes sorgen aber gleichermaßen für eine identitätsstiftende Aura. Verputzte Oberflächen und weiße Laibungen stellen eine Referenz zu den Faschen der umliegenden historischen Gebäude dar, lassen in der gesamten Erscheinung jedoch den klaren Eindruck eines zeitgemäßen Auftritts entstehen.
WIRTSCHAFTLICHKEIT UND ÖKOLOGIE Die Kompaktheit der Anlage mit einem günstigen Verhältnis von Nutzflächen zu Erschließungsflächen trägt zur wirtschaftlichen Errichtung und Nutzung bei. Fensteröffnungen entsprechen den Nutzungen und erlauben einen sorgsamen Umgang mit der Ressource Tageslicht. Die erforderliche Haustechnik wird im Hinblick auf die zu erwartenden Betriebskosten auf das erforderliche Minimum reduziert und auf eine einfache Bedienbarkeit ausgelegt. Die gut gedämmte Hülle erfordert nur einen geringen Energiebedarf zur Temperierung. Ein effizienter Sonnenschutz verhindert in Kombination mit kontrollierter Nachtkühlung zudem eine Aufheizung des Gebäudes. (Text: Gernot Hertl)